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Ulrike S.

 

Die Liebeswüste

Inhalt (ENTHÄLT SPOILER)

Hinter einem breiten, aber niedrigen Loch in einer lädierten Backsteinmauer erscheint eine Person mit einem Buch in einer Hand, lugt durch die Öffnung, steckt dann die andere Hand durch das Loch und streicht über die Backsteine. Zwischentitel: „Kein Schwanz ist so hart wie das Leben. Berliner Toilettenspruch“ Die gleiche Person, nun erkennbar als Frau vermutlich mittleren Alters, kommt hinter einem Baum hervor, lugt ängstlich durch das vor diesem verlaufende Gitter, welches wohl einen Garten umschließt. Sie hält sich an den Gitterstäben fest, rüttelt an ihnen, nach links und rechts schauend. Sie geht weg. Die Frau erscheint hinter einer brusthohen Mauer, versucht vergeblich, über diese zu klettern. Sie geht fort. Nach einem weiteren Zwischentitel, der die Mitwirkenden nennt, sieht man sie eine Mauer übersteigen. Eine ältlich wirkende Frau bewegt sich in einem Rollstuhl aus dem Hintergrund zu einem geöffneten Fernster, durch das die Kamera in den Raum blickt. Ein Mann läuft an einem Toilettenhäuschen entlang, bleibt an eine Säule gelehnt stehen und schaut sich um. Die Frau im Rollstuhl beobachtet ihn. Nach einiger Zeit lugt er durch eines der Toilettenfenster. Die Frau mit dem Buch steigt auf einen steinernen runden Tisch in einer Grünanlage (Garten der Schwartzschen Villa in Berlin-Steglitz), zieht ihren Schlüpfer aus, schwenkt ihn freudig umher und wirft ihn schließlich weg. Auf einem Rummel flirten ein junger, südländisch aussehender Mann und eine junge Blondine miteinander. Die Frau mit dem Buch blickt grinsend in die Runde, dann steigt sie von dem Tisch herunter und läuft hüpfend davon. Auf dem Rummel sitzt das frischgebackene Paar in einem Karussell. Lothar Lambert am Schneidetisch; alle Szenen der damit beginnenden Rahmenhandlung zeigen die Personen frontal, wie sie vor dem Schneidetisch sitzen. Im Hintergrund betritt Dagmar Beiersdorf den Raum. Lambert bittet sie herein. Er berichtet ihr, er sichte gerade „die mickrigen Reste“, habe das Material grob geschnitten, wisse aber nicht, ob noch etwas daraus zu machen sei. Er habe „sechshundert Meter schwarz wiedergekriegt“ aus dem Kopierwerk. Beiersdorf meint entsetzt: „Das ist ja der halbe Film! Und nachdrehen?“ Lambert skeptisch: „Ob man die alle noch mal zusammenkriegt?“ Sie erkundigt sich nach seinen Schluckbeschwerden und deutet diese als psychosomatisch. Lambert zeigt Beiersdorf mehr von seinem verstümmelten Film: Die Frau mit dem Buch tanzt im Park, das Paar fährt Karussell. Beiersdorf kommentiert genervt: „Och, schon wieder so ellenlang Rummel! (…) In jedem Film Rummel!“ Lambert verteidigt sich. Zu Aufnahmen aus dem teilzerstörten Werk führen sie ihr Gespräch fort. Schließlich meint Beiersdorf, vielleicht habe das mit dem Negativschaden so sein sollen. Lambert: „Seit wann bist du denn so fatalistisch?“ – „Na, seitdem ich deine Filme kenne!“ Albert Heins betritt den Raum. Dessen Tochter Doreen, so berichtet Lambert, sei „nur mit Mühe und Not vor die Kamera zu bewegen“ gewesen, „im Gegensatz zu dir“: Sie entpuppt sich als die Blondine vom Rummelplatz. Lambert eröffnet Heins, alle Szenen mit ihm und Beiersdorf seien nichts geworden. Versichert gewesen sei er natürlich nicht. „Willst du nicht als Koproduzent einspringen? Dann können wir nachdrehen.“ Heins erwidert, das ginge nur, wenn er den Film ans Fernsehen verkaufen könne. Dazu müsse er ihn erst einmal sehen. Wieder Rummelplatzaufnahmen. Dazu erfährt man aus dem Off, daß Doreen gerade in Costa Rica sei, dort noch ein paar Monate bleibe. Lambert erklärt: „Nachdrehen mit den beiden können wir sowieso vergessen: Der Abbas ist doch neulich von zu Hause abgehauen. Jetzt lassen ihn seine Eltern überhaupt nicht mehr raus! Von der Filmerei durften sie ja sowieso nichts wissen.“ Auch die Aufnahmen, wo beide einen Scherenschnitt voneinander machen ließen, seien „im Eimer“. „Dabei ist das ganz wichtig, weil das Bild nachher noch eine große Rolle spielt.“ Nach weiteren Bildern von sich auf dem Schneidetisch drehenden Filmspulen sieht man wieder die Frau mit dem Buch. Sie nähert sich einer eleganten Dame, die ein Schaufenster betrachtet (Albrechtstraße in Berlin-Steglitz). Lambert erzählt aus dem Off, in diese Frau sei er als Teenager mal verliebt gewesen: Eine Klassenkameradin, die eines Tages „Hals über Kopf“ mit einem französischen Soldaten nach Paris durchgebrannt wäre. Im Film beginnt die Frau mit dem Buch der Dame über Haare und Pelzmantel zu streichen. Diese flüchtet, die andere läuft ihr hinterher. Lambert: „Ich saß zu Hause und hab geheult. Heute bin ich natürlich froh, daß es so gekommen ist. Sonst hätte ich womöglich den teuren Pelz bezahlen müssen.“ An und in einem Hauseingang kommt es zum Kampf der beiden Frauen. Ein Südländer beobachtet kopfschüttelnd die Szene, greift schließlich ein und wirft die Frau mit dem Buch auf die Straße. Sie öffnet daraufhin ihren Mantel und zeigt ihm, daß sie darunter nackt ist. Er läuft fort, sie ihm hinterher. Albert Heins blickt betreten weg. Der Südländer schüttelt die Frau ab. Die Dame lugt ängstlich aus dem Hauseingang. Das Paar auf dem Rummel begibt sich hinter die Kulissen des Festplatzes, wo es sich küßt. Heins meint, das alles könne kein Zuschauer kapieren, es wäre gar keine Story mehr da. Lambert wendet ein, es sei ja sowieso ein Episodenfilm: „Moderner Reigen, kaputte Liebe heute.“ Aber die Übergänge fehlten eben. Aus dem Off hört man eine Frau mit leicht quäkender Stimme klagen, dazu sieht man die Rollstuhlfahrerin, die offenbar darunter leidet, dies hören zu müssen. Der Mann am Toilettenhäuschen wartet immer noch. Die Frau im Rollstuhl schließt das Fenster, öffnet eine Klappe in der Wand, durch welche sie der anderen lauscht. Heins meint, Film sei doch kein Hörspiel. In einem U-Bahnhof (Rathaus Steglitz) blickt die Frau mit dem Buch durch das Fenster eines Blumenladens. Der etwas androgyn wirkende junge Florist bemerkt sie und winkt sie zu sich hinein. Er habe sie doch schon einmal gesehen: „Im Garten vom Roten Kreuz beim Ballspielen.“ Er will in ihr Buch schauen, sie klammert sich daran fest. Er vermutet, sie wolle nicht zurück ins Heim. Beiersdorf bemängelt aus dem Off: „Aber du, man merkt ja doch, daß es kein Originalton ist! Haste wieder husch, husch alles nachsprechen lassen aufs Tonband, ne?“ – „Du weißt doch, wie das ist, wenn man alles alleine machen muß!“ verteidigt sich Lambert. „Ich hab doch schon genug mit der Kamera und dem Licht zu tun.“ Derweil sieht man, wie die beiden Personen im Blumenladen aufgestanden sind. Die Frau will weg, der Mann hält sie zurück, streichelt ihr Gesicht, erklärt: „Wir beide werden uns schon gut verstehen. Ich hab doch auch niemanden.“ Beiersdorf lobt „Ullis Mut zur Häßlichkeit“. Lambert erzählt, ihm sei eine Idee gekommen, wie man das Projekt doch noch retten könne: Mit einer Rahmenhandlung, in welcher er am Schneidetisch sitze, verzweifelt sei und Wege suche, den Film zu retten. Beiersdorf und Heins sind davon wenig begeistert. Das Paar vom Rummelplatz ist nun in einem Zimmer, mit nacktem Oberkörper zeigt er ihr Kampfkunstübungen. Beiersdorf findet die Szene „doof“. Lambert weist darauf hin, in ihrem Film „Dirty Daughters“ gebe es eine ganz ähnliche. Eine Katze springt auf einen Schrank. Der Mann vom Toilettenhäuschen beobachtet sie, rauchend und biertrinkend. Weitere Kampfkunst. „So, jetzt kommt wieder was ganz Typisches für die Lambert-Factory“, kündigt der Filmemacher aus dem Off an: Playbackauftritt einer aufgetakelten Dame – sie entpuppt sich als der Florist, der offenbar in seinem Wohnzimmer eine Vorführung für die Frau mit dem Buch gibt, welche dies essend und eher gleichgültig beobachtet. Ein Mann stemmt Gewichte. Der Mann vom Toilettenhäuschen sieht ihm dabei mit Wohlgefallen zu, präsentiert ihm dann, auf der Seite liegend, sein nacktes Gesäß. Der Muskulöse ist wenig begeistert, lehnt kopfschüttelnd ab. Lambert erläutert: „Das ist ein Freund von dem Dieter. Der muß jetzt sowas sagen wie: ,Nee danke, ich will doch kein Aids kriegen!’“ Heins entgeistert aus dem Off: „Der Schidor! Daß der so schamlos ist!“ Lambert: „Jetzt soll er sagen: Kauf dir doch ’n Gummischwanz!“ Heins lamentiert: „Lothar! Schon wieder so ’ne primitiven Texte! Mensch, die Fernsehredakteure, die flippen doch aus, wenn se sowat hören!“ Man sieht derweil, wie der Muskulöse das Zimmer verläßt, Dieter Schidor seinen Schlüpfer wieder hochzieht, sich dann vor Wut auf die Knie trommelt. Ulrike S. betritt den Schneideraum. Die dort versammelte Runde kommt sofort darauf zu sprechen, daß „bei Porno-Lambert doch alle nackend sein“ müssen, wie S. sagt. Lambert wirft ein, er zwinge niemanden zu etwas, das dieser nicht wolle. Der Florist setzt seinen Kopfschmuck der Frau mit dem Buch auf. Schließlich kniet er sich hin, legt seine Haupt an ihre nackte Brust und bittet: „Mami, hab mich lieb! Ich bin doch dein Baby!“ Beiersdorf aus dem Off: „Au weia, ich dachte, das sollte ’ne harmlose Szene werden.“ Der Mann beginnt, an der Brust zu saugen. Da die Frau gleichgültig bleibt, wird er aggressiv und beginnt, sie zu beschimpfen und zu schütteln. Beiersdorf findet die Szene zu schrill. Die Kamera schwenkt stellenweise wild hin und her, unter anderem auf eine Puppe. Beiersdorf, Heins und S. sind peinlich berührt. Letztere kommentiert: „Also beim Drehen kam mir dit ja ooch nich so wüst vor!“ Das Rummelplatzpaar an einer Schiffsanlegestelle. „Na endlich mal ’ne romantische Szene!“ atmet Heins auf. S. geht davon aus, das bleibe nicht lange so. Lambert meint, er schmeiße diese Szene „wahrscheinlich sowieso raus“, er habe nur zeigen wollen, wie unbeholfen die Darsteller agierten, und zwar wiederholt. Beiersdorf: „Oh Gott, dreimal dieselbe Szene, das muß dir ja wehgetan haben! Wo de sonst immer so mit dem Material sparst.“ Beiersdorf tanzt und posiert, in einem kurzen Trikot oder einem Badeanzug, vor einem Spiegel, die Frau mit dem Buch beobachtet sie dabei durchs Fenster. Schließlich nimmt Beiersdorf, frustriert von ihren Bemühungen, die Perücke ab. Aus dem Off beginnt sie, über einen Tanz „im alten Orient“ zu berichten, mit berauschenden Blüten, welche die Mädchen stundenlang im Stehen schlafen ließen; dann sieht man sie mit einem Buch in der Hand. S.: „Was issen das fürn absurder Text?“ Lambert: „Das ist ein Zitat aus Dagmars alltäglicher Frühstückslektüre. Hier hat se mal wieder gerade ’nen Band mit Frauenphantasien zur Hand. Also das müßte man mal verfilmen!“ Beiersdorf ißt ein Schokotörtchen, liest dann die „Bild“-Zeitung mit der großen Überschrift „Die geheime Sucht nach Sex“. Sie beginnt weinend zu singen. Die Frau, welche sie noch immer heimlich beobachtet, weint auch. Die Blondine vom Rummelplatz bringt ihren Freund dazu, sich vor ihren Augen auszuziehen, dann winkt sie ihn zu sich, er zögert. Schidor versucht, mit seiner Katze zu kuscheln, die sich ihm aber entwindet. Lambert weist Heins darauf hin, was dessen Tochter „für’n toller Feger“ sei, „nur mit ihrem Busen, da hat se sich ’n bißchen komisch, den will se nie rausholen.“ Heins findet das in Ordnung so, aber Lambert wendet ein: „Ist doch nichts dabei. (…) Die wenigsten Leute ficken eben angezogen.“ Während das Gespräch weitergeht, sieht man, wie der Südländer die Blondine von hinten beschläft, die davon nur begrenzt begeistert scheint, ihm schließlich Anweisungen gibt. Heins fragt, ob Lambert „immer so ’ne vulgären Szenen zeigen“ müsse. Lambert meint: „Das ist doch nicht vulgär. Entweder man zeigt, wie zwei Leute Liebe machen, oder nicht.“ S. findet die Situation eher tragisch, Beiersdorf, dies sei „wieder eine typische Szene, wo die Leute rauslaufen oder ein paar wenigstens“. Heins: „Da geht erst gar keener rin!“ Lambert: „Na und? Das ist für mich überhaupt kein Argument.“ Beiersdorf: „Die sind ja so lustlos wie beim Kartoffelschälen.“ Lambert: „Drum zeig ich’s ja.“ Der Streit geht noch etwas weiter. Dann sieht man die Frau mit dem Buch auf einer ausgedehnten Brache neben Hochhäusern (rund um die Friedrichstraße nördlich des Mehringplatzes). Sie stolpert umher, schlägt schließlich auf ein großes Werbeplakat ein. Die Meinungen über die Szene sind geteilt. Dann kündigt Lambert die einzige an, die er mit Originalton drehen konnte: Die Frau im Rollstuhl wird von einer türkischen Haushälterin ans Fenster geschoben. Die Frau regt sich über die Ausblick auf die „Pißbude“ auf, die Türkin findet, diese „sieht aus wie Schloß“. Die Behinderte: „Das Gesindel, das sich dort rumtreibt, das gehört hinter Schloß und Riegel!“ Als sie „die Verrückte“ erblickt, schickt sie ihre Haushälterin hinunter, nachzuschauen, „ob die da haust“, dann könnte sie endlich die Polizei rufen. Beobachtet von der Behinderten, sucht die Türkin die Frau mit dem Buch und stößt schließlich auf diese, die wieder ihren Mantel öffnet, auch ihren nackten Hintern zeigt und geht. Aus dem Toilettenhäuschen kommt ein junger Mann und berichtet der Haushälterin in tuntigem Tonfall, „diese Wahnsinnige“ habe ihn angegriffen: „Die Gegend ist ja sowas von runtergekommen in letzter Zeit. (…) Ganz übles Volk!“ Auf der Damentoilette sei er gewesen, weil „irgendwo muß man ja in Ruhe pinkeln können“. Der Südländer wartet vor dem Haus der Blondine. Diese sieht ihn, schließt aber das Fenster. Ein anderer junger Mann liegt in ihrem Bett, ein weiterer steht daneben, steigt dann vor ihren Augen in die Badewanne, läßt sich von ihr den Rücken waschen. Jener aus dem Bett stößt hinzu. Nach einem Zwischenschnitt auf die rauchende Ulrike S. sieht man die Drei miteinander im Bett. Der Abgelegte wartet auf der Straße. Heins erkundigt sich, woher die beiden Herren kämen und ist entsetzt, als er erfährt, daß diese nicht schwul wären und wohl auch etwas unter der Bettdecke passiert sei. Am Toilettenhäuschen flirtet der junge Herr von der Damentoilette mit dem Südländer, der eine Zeitung mit einer Schlagzeile über Aids liest. Auf die Avancen des anderen reagiert der Zeitungsleser mit einer mimischen Forderung nach Geld. Die Haushälterin erblickt ihn zufällig, als sie Fenster putzt. Dann folgt der Südländer dem anderen. Aufgeregt rennt die Türkin zu dem Toilettenhäuschen. Die Frau im Rollstuhl beobachtet, wie sich ihre Haushälterin mit dem Jungen streitet, welcher sich als deren Sohn entpuppt. Nachdem seine Mutter gegangen ist, holt er den Scherenschnitt vom Rummel heraus, zerreißt ihn und wirft ihn weg. Erika Rabau schneit in den Schneideraum, macht Photos von dem dort versammelten Quartett und beschwert sich, daß sie in dem Film keine Rolle gehabt hat. Die Frau mit dem Buch befehdet ein großes Plakat: „Lothar Lambert – Drama in Blond“ (am damaligen Kino Studio am Adenauerplatz). Sie befummelt eine daneben auf der Straße wartende Frau. Diese erkennt sie wieder als Gerda und fragt, ob sie Ausgang habe oder „inzwischen draußen“ sei. Die Frau bleibt stumm, zerrt die andere aber fort. Beiersdorf beschwert sich, S. agiere „total extrem“, der Film sei doch mal anders geplant gewesen, nämlich: „Die Umwelt ist kaputter als so ’ne psychisch gestörte Frau.“ Lambert verteidigt sich unter anderem: „Im Laufe der Dreharbeiten entwickelt sich so ’ne Figur eigenständig.“ Beiersdorf bezweifelt das. S. erklärt: „Er hat gesagt, ich soll ’ne Irre spielen, und dann hab ich einfach drauflos gespielt.“ Man streitet. Im Film ißt die Frau mit dem Buch, zu Gast bei der anderen, die sie fragt, ob sie schon wisse, daß „ihr Gregor“ wieder geheiratet habe. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich schnell eine Sexszene. Beiersdorf ist, im Off, höchst unzufrieden damit: „Hier riecht man doch meilenweit, daß ’n Kerl davorgestanden hat und den Mädels gesagt hat, wat se machen sollen.“ Ulrike S.: „Na du weißt doch: Protestieren kann man viel, nachher macht er ja doch, was er will.“ Beiersdorf: „Du meinst: Ihr macht, was er will.“ Die Liebesszene endet in Handgreiflichkeiten. Die Gastgeberin rennt zu ihrem Telephon und ruft die Anstalt an: „Gerda Schirmer hält sich bei mir auf, und sie ist rabiat geworden.“ Sie erfährt, Gerda sei inzwischen in der geschlossenen Abteilung. Gerda flieht. Beiersdorf protestiert erneut gegen die Szene und den Film als solchen, alles hinterlasse die Leute viel zu depressiv: „Jedes Mal geht die Liebe in die Hose! (…) Kann der Frau denn nicht mal was Schönes passieren? Was Angenehmes? Daß die Liebe mal klappt?“ Lambert: „Tja, guck mal um dich, wo klappt denn die Liebe? (…) Ich will keene lustigen Lügen sehen.“ Szenen von einer Gartenparty. Man streitet darum, ob diese in den Film kommen. Beiersdorf befindet, Lambert baue alles Mögliche, noch so private oder verwackelte ein. Lambert meint: „Nee, das kommt wirklich nicht rein, das paßt da auch gar nicht!“ Zudem zeigten die Bilder falsche Harmonie: Kurz nach der Aufnahme wäre es wieder zum Streit gekommen. Nachdem man sich etwas am Schneidetisch angegiftet hat, sieht man sich auf Wunsch von Ulrike S. auch noch den Rest des Filmes an: Schidor bietet sich auf höchst schamlose Art einem Kerl an, der vor dem Toilettenhäuschen wartet. Die Frau im Rollstuhl beobachtet dies. Die beiden Männer sind in einer Wohnung zärtlich miteinander. Heins meint: „Fürs Fernsehen können wir den vergessen! Daß der Schidor sich für solche Sachen hergibt!“ Auf der Hantelbank liegend – neben sich eine „Bild“-Zeitung mit der Schlagzeile „Rock Hudson mit einem Mann verheiratet?“ –, bettelt Schidor darum, bestiegen zu werden. Sein Gast scheint zu bedröhnt dazu. Schidor wirft ihn raus. Der Südländer lauert der Blondine an ihrer Wohnungstür auf, stellt sie zur Rede, beschimpft und schlägt sie, mit Verweis auf seine Liebe. Schidor hört dies in seiner Wohnung, einen „Stern“ mit Aids-Titel lesend. Ebenfalls Ohrenzeuge ist im Treppenhaus Gerda. Am Schneidetisch streitet man über das Ende der Szene. Die Rollstuhlfahrerin lauscht wieder, schaut dann aus ihrem Fenster, lauscht erneut der keifenden Nachbarin. Gerda bedrängt am Toilettenhäuschen den dort wartenden Schidor. Beiersdorf erhebt abermals Einspruch, dann diskutiert man über die von Dorothea Moritz gespielte Frau im Rollstuhl. Heins fragt sich, wie diese Figur mit ihrem Sexleben klarkomme. Lambert erklärt, er habe das thematisieren wollen, „aber die Doro hat sich geweigert, auch nur die Andeutung von ’ner Selbstbefriedigung zu zeigen.“ S. meint, dies sei das einzige „was uns im Aids-Zeitalter noch bleibt“. Die Frau im Rollstuhl wird von ihrer Haushälterin über den Hof geschoben, von Kindern umringt. Schidor flößt der barbusig daliegenden Gerda Milch ein, leckt von ihrer Brust, was daneben ging. Er lackiert ihre Zehennägel, zieht dann über einen großen Zeh ein Kondom und beginnt, sich mit Hilfe dieses Körperteils anal zu befriedigen. Beiersdorf und Heins protestieren angewidert. S. verteidigt die Szene. Lambert: „Wenn ihr wüßtet, was die Leute sich alles vorn und hinten reinstecken.“ Beiersdorf: „Das muß man doch nicht unbedingt zeigen!“ Lambert: „Ich zeige sowas! Man muß doch sehen, wohin die Einsamkeit ’nen Menschen treibt.“ Schidor findet endlich Befriedigung. Heins: „Also, dit is mit Abstand dein schlimmster Film, Lothar!“ Beiersdorf und S. pflichten ihm bei. Lambert zeigt entnervt den Schluß, auf dem er beharrt: Schidor zerrt die offenkundig bewußtlose Gerda aus dem Haus, legt sie vor der Tür ab, wirft ihr ihr Buch auf den Leib. Sie steigt in eine Erdgeschoßwohnung, findet dort Bilder hinter Gittern. Und einen nackten Mann, der gerade Messer durch einen Stuhl sticht. Er bedroht sie, sie flieht. Schidor nimmt freudig überrascht die Einladung in das Toilettenhäuschen an, die dargeboten wird durch einen Männerarm, der von innen die Tür öffnet. Kurz darauf kommt er, blutverschmiert, mit heruntergezogener Hose aus dem Häuschen gekrochen, in seinem Hintern steckt ein großer länglicher Gegenstand: ein Ast oder ähnliches. Er schleppt sich zur Straße, in einer Parallelmontage sieht man die traurig blickende Gerda, ihr Buch umklammernd. Schidor stirbt. Gerda weint. Der Eingang zum DRK-Krankenhaus in der Bettinastraße 4, Abteilung für Psychiatrie. Gerda läßt ihr Buch fallen. Als es auf dem Boden aufschlägt, öffnet es sich, man erblickt ein Hochzeitsphoto und eine getrocknete Blume. Gerda geht in das Krankenhaus. Man sieht: Das Buch war ein Photoalbum. Die Schlußeinstellung bildet eine Großaufnahme des Hochzeitsphotos.